Ein Fieber mit guter Laune als Symptom

20. Januar 2018

Mörlenbach. Am Ende war das Mörlenbacher Bürgerhaus gefüllt mit glücklichen Gesichtern: Das „Fieber der Nacht“ hatte sowohl das Publikum als auch die Musiker ergriffen – ein positives Fieber, das musikalische Höhenflüge, ausgelassenen Tanz, gegenseitige Beifallskundgebungen und einfach nur richtig gute Laune als Symptome aufweist. „Night Fever – The Very Best Of The Bee Gees“ hatte die Menge „gerockt“, über 700 begeisterte Gäste und bei den Protagonisten auf der Bühne selbst viel Eindruck hinterlassen.

„Wir waren das erste Mal in Mörlenbach – aber wir hätten uns im Traum nicht ausgemalt, was hier heute abgegangen ist“, verlieh Franco Leon – oder besser: Robin Gibb – seiner Begeisterung Ausdruck. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gut zwei Stunden auf eine Menge geblickt, die es selten auf den Stühlen hielt, die die Musiker singend, klatschend und tanzend förmlich durch den Abend trug und die sich bei den Sing-a-long-Passagen als bemerkenswert textsicher erwies.

Es gibt aber auch kaum jemanden, den die Musik der Bee Gees nicht wenigstens ein Stück weit in seinem Leben begleitet hat. 40 Jahre haben die Gibb-Brüder Ohrwurm auf Ohrwurm produziert, rund 200 Millionen Tonträger verkauft und unsterbliche Melodien geschrieben. Von denen gab es am Samstag im Bürgerhaus jede Menge zu hören – auf eine bemerkenswert authentische Art und Weise.

„Wenn man die Augen zumacht, hat man den Eindruck, dass hier die echten Bee Gees auf der Bühne stehen“, war an diesem Abend mehr als einmal zu hören. Wer aber die Augen tatsächlich schloss, der verpasste einiges. Denn auch die Show von „Night Fever“ ist ein beeindruckender Tribute an das Original: Franco Leon (Robin), Uwe Haselsteiner (Maurice) und Michael Zai (Barry) verkörpern auch die durchaus unterschiedlichen Persönlichkeiten der Gibb-Brüder – zumindest auf der Bühne. Ein stimmiges Gesamtbild, das durch eine mit Bedacht eingesetzte Lightshow abgerundet wurde, welche die Musik trug und begleitete, sie aber nie in den Hintergrund drängte.

Bogen über Jahrzehnte gespannt

So brach das Eis zwischen Bühne und Saal schnell – auch wenn der Opener „Ordinary Lives“ noch etwas verhalten daherkam. 1989 wurde dieser Song veröffentlicht, rund drei Jahrzehnte, nachdem die Bee Gees mit „Massachusetts“ ihren ersten Hit landeten. Der stand als zweite Nummer auf der Setlist und wurde vom Publikum gleich nach den ersten Takten mit einem wohligen „Aaaahhh“ begrüßt.

Von diesen Anfänger der Supergruppe spann „Night Fever“ den Bogen über Jahrzehnte bis hin zur letzten gemeinsamen Single der Gibb-Brüder, „This Is Where I Came In“ aus dem Jahr 2001. Zwei Jahre später starb Maurice Gibb und die Bee Gees waren – zumindest als Live-Band – Geschichte. Gut also, dass es Projekte wie „Night Fever“ gibt, welche diese unvergleichliche Musik auch auf der Bühne am Leben erhalten – mit viel Leidenschaft und ebensolcher musikalischer Perfektion. Daran haben auch die Musiker im Hintergrund ihren Anteil: Gitarrist Helmut Scholz, Bassist Frank Landes und Schlagzeuger Cay Rüdiger – Letzterer mit einigen kraftvollen Drumsoli – bilden das solide Fundament, auf dem die drei Hauptprotagonisten ihre Tribute-Show aufbauen.

Diese bog auf dem Weg durch das Lebenswerk der Bee Gees auch einmal kurz ab, um mit „Island In The Stream“ eine Nummer einzustreuen, die im Original von Kenny Rogers und Dolly Parton gesungen und von den Gibb-Brüdern Ende der Siebziger Jahre gecovert wurde. Und an die zwischenzeitliche Zusammenarbeit von Barry Gibb mit Barbra Streisand wurde am Ende eines wunderbaren Unplugged-Sets mit der Nummer „Guilty“ erinnert.

So richtig „Partytime“ war aber angesagt, als „Night Fever“ an seinem namensgebenden Punkt angelangte: dem Soundtrack zum 70er-Jahre-Kultfilm „Saturday Night Fever“. Bei „Staying Alive“ erinnerte das Bürgerhaus mehr und mehr an eine Disco und bei „If I Can’t Have You“ schraubte Franco Leon seine Stimme derart gekonnt in „Gibb’sche Höhen“, dass es begeisternden Zwischenapplaus gab.

Eine Begeisterung, die den Abend prägte und auch dem Veranstalter FC Fürth – mit Cheforganisator Kurt Schmitt an der Spitze – galt. Dem Verein war dieser rundum perfekte Abend zu verdanken, der musikalisch folgerichtig in den letzten großen Hit der Bee Gees – „You Win Again“ aus dem Jahre 1987 – mündete, oder besser:  . . . gemündet hätte. Denn das Publikum forderte und bekam natürlich Zugaben: „Juliet“ etwa, ein Solowerk von Robin Gibb. Und am Ende eine Botschaft: „Now, I Found, That The World Is Round“ – die Erde ist rund und trotz aller Widrigkeiten ein schöner Planet – mit wunderbarer Musik. arn


Odenwälder Zeitung vom 15.01.2018

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