„Ich bin ein Andersmacher“

23. Februar 2022

Der neue Trainer Miroslav Savanovic will mit dem FC Fürth hart arbeiten, um den Klassenerhalt in der Gruppenliga zu schaffen

Fürth. Als neuen Trainer zog der FC Fürth einen alten Bekannten in Odenwälder Fußballkreisen an Land, der in den vergangenen Jahren aber in Mannheim tätig war: Miroslav Savanovic soll den Klassenerhalt in der Gruppenliga schaffen. So ganz neu ist die Mannschaft des FC Fürth für den 37-Jährigen im Übrigen nicht, denn mit Özkan Cin, Pablo Cabezas und Robby Weimar trug Savanovic bereits gemeinsam das Trikot von Eintracht Wald-Michelbach.

Herr Savanovic, in Ihrer aktiven Zeit haben Sie selbst bereits mehrmals mit Wald-Michelbach und Unter-Flockenbach gegen den FC Fürth in der Gruppenliga gespielt. Warum gehört der Verein ins Darmstädter Oberhaus?

Miroslav Savanovic: Eine Mannschaft sollte immer die Effizienz des gesamten Vereins widerspiegeln. Ohne einen gut aufgestellten Verein im Hintergrund hätte der FC die letzten Jahrzehnte nicht so konkurrieren können. Es entstand oftmals der Eindruck, dass man nicht nur gegen elf Fußballer spielt. Die Duelle waren immer heiß. Mit diesen Arbeitertugenden gehörst du im Kreis ganz klar ins oberste Regal.

Sie sind nach Frank Mucha und Interimsspielertrainer Christian Zeiß bereits der dritte FC-Trainer in dieser Saison. Was machen Sie anders als Ihre Vorgänger?

Savanovic: Vergleiche werde ich hier nicht ziehen, weil ich niemals bewerten würde, was ich halb oder gar nicht gesehen habe. Zum anderen sind beide genannten Namen gestandene Fußballgrößen, die ich selbst noch aus meiner aktiven Zeit kenne. Sie wissen mit großer Sicherheit, wie Fußball funktioniert. Ich denke, jeder Trainer ist einfach individuell und hat einen eigenen Touch – und das ist auch gut so.

Mussten Sie lange überlegen, als die Fürther Anfrage kam?

Savanovic: Überhaupt nicht. Der FC und ich pflegen schon seit Jahren ein respektvolles Miteinander.

Sie trainierten von 2015 bis 2018 den KSV Reichelsheim und führten die Mannschaft als junger Trainer 2016 zurück in die Kreisoberliga Odenwald. Stand für Sie schon früh fest, dass Sie eine Trainerkarriere anstreben?

Savanovic: Ich wusste immer, dass ich den Fußball nie abschenken werde. Bereits als Spieler habe ich mich intensiv mit verschiedenen Aspekten des Spiels befasst. Dadurch habe ich ein breites Wissen aufgebaut und gemerkt, dass das ganz gut ankommt und mir Spaß macht. Auch während meiner Lehrgänge beim DFB gab es stets positives und motivierendes Feedback. Diese Rückmeldungen sind schön, aber noch wichtiger ist es, dranzubleiben: Meiner Meinung nach muss ein guter Trainer permanent an sich arbeiten, ansonsten hast du keine Chance, mitzuhalten und deinen Spielern bestmöglich zu helfen. Ich bin absolut motiviert und lebe fast täglich den Fußball, unabhängig davon, ob ich einen Verein habe oder nicht.

Beim FK Srbija Mannheim trainierten Sie zuletzt in der nordbadischen Landesliga. Warum ging es dort nach der Corona-Abbruchsaison nicht weiter?

Savanovic: Ich wurde im August 2021 zum zweiten Mal Vater. Mit zwei ganz kleinen Kindern muss man sich schon einmal akklimatisieren, um einen guten Rhythmus zu finden. Es war klar, dass ich eine Babypause einlegen möchte, um auch meine Frau zu unterstützen. Srbija ist ein Verein mit einer großen Reputation in Mannheim, leider bleibt es ein unvollendetes Kapitel.

Drei Punkte beträgt der Rückstand des FC Fürth zum rettenden Ufer. Wie schwer wird der Klassenerhalt?

Savanovic: Wenn wir uns behaupten wollen, müssen wir alles geben und am Grenzbereich trainieren. Es ist nicht so, dass die Spiele nur am Spieltag gewonnen werden. Vieles ist Kopfsache und Einsatz. Das, was du investierst, gibt dir das Spiel zurück. Das nötige Glück hast du nur, wenn harte Arbeit und eine gute Vorbereitung zusammenkommen. Wir haben noch 15 Spiele, das ist eine Menge Holz. Die Jungs scheinen den Weg verstanden zu haben und deswegen mache ich mir keine Sorgen.

Wie sind Ihre Eindrücke von den ersten Trainingswochen?

Savanovic: Meine Eindrücke sind sehr gut. Die Trainingseinheiten sind intensiv, aber die Jungs machen das hervorragend. Ich freue mich generell jedes Mal, wenn ich neue Persönlichkeiten kennenlernen darf. Jeder ist einzigartig und bringt besondere Qualitäten mit – fußballerisch sowie privat. Das macht die Arbeit für mich hochinteressant.

Mit Ali Sadik bekommen Sie einen alten Weggefährten als Co-Spielertrainer. War das Ihr Wunsch?

Savanovic: Absolut. Es ist ja nicht so, dass man einem Gleichgesinnten einfach so über den Weg läuft. Manche suchen ein Leben lang danach und bleiben erfolglos. Ali besitzt Führungsqualität, fußballerisches Know-how und hat langjährige Trainererfahrung. Er lebt im Odenwald und kann sich absolut mit dem FC identifizieren. Uns verbinden nun zwei Jahrzehnte Freundschaft und eine großartige Fußballvergangenheit.

Der gleichaltrige Sadik spielt noch mit 37 Jahren, wie fit sind Sie?

Savanovic: Wir waren beide bei der Laufdiagnostik nicht dabei. Wenn wir es nachholen, bekommen Sie Feedback (lacht).

Inwieweit waren Sie und Ihr Netzwerk bei der Suche nach Verstärkungen in der Winterpause eingebunden?

Savanovic: Natürlich sind wir im engen Austausch. Wichtig ist, dass wir jeden potenziellen Neuzugang überdenken. Schnelle Entscheidungen sind meistens keine guten Entscheidungen. Der Verein und das Trainerteam treffen die Entscheidungen gemeinsam.

Ein Problem des FC Fürth war die Chancenauswertung. Das wird mit den neuen Stürmern Kajally Njie und Mohamed Achraf Ben El Hadi El Messaoudi besser?

Savanovic: Zur Chancenauswertung kann ich nichts sagen. Fakt ist, es sind zwei Spieler, die uns mehr Optionen geben, sehr motiviert sind und unterschiedliche Qualitäten mitbringen. Nichtsdestoweniger sind alle Spieler voneinander abhängig, das Team muss als Ganzes funktionieren.

Sollte es mit dem Klassenerhalt nicht klappen, wie geht es für Sie und den FC Fürth in der Kreisoberliga weiter? Mit Nils Landzettel und Luca Sielmann vom SV Fürth stehen ja bereits die ersten beiden Neuzugänge im Sommer fest.

Savanovic: Natürlich ist es mein Ziel, mit der Mannschaft erfolgreich zu sein. Dazu gehört auch, Krisen als Chancen zu sehen und zu entwickeln. Umso schöner ist es, wenn Spieler diese Einstellung teilen und sich beispielsweise wie Nils und Luca in so einer Situation für uns entscheiden. Mit Philipp Turzer bekommen wir zudem ein Riesentalent aus der Jugend. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.

Als junger Spieler galten Sie in Wald-Michelbach als eines der größten Talente im Odenwald. Ein Spielmachertyp. Torgefährlich. Technisch versiert. Würden Sie heute etwas anders machen?

Savanovic: Vielen Dank für die schönen Worte! Meine eigene frühere Situation kann ich nun mit 37 Jahren sehr gut reflektieren. Das würde jedoch den Rahmen sprengen. Heute besitze ich eine ganz andere Reife und Wissen über das Spiel. Rückblickend würde ich daher einiges anders angehen, aber so denken wahrscheinlich die meisten. Schließlich formen diese Erkenntnisse meine Entwicklung als Trainer.

Was konnten Sie dabei feststellen?

Savanovic: Ich empfinde es so, dass Talente oftmals eher verhindert als gefördert werden. Viele wichtige Kompetenzen und Fertigkeiten werden jungen Spielern abtrainiert, da sie nicht ins Konzept passen. Keiner wächst zum Beispiel zum Spieler heran, nur weil man seine Schwächen auffängt. Ich beziehe mich explizit nicht auf das zuvor Angesprochene, sondern spreche ganz allgemein. Die individuellen Stärken sollten erkannt und gefördert werden. Mit Sicherheit bin ich als Trainer diesbezüglich auch ein Andersdenker und Andersmacher. Dennoch möchte ich betonen, dass es in meiner Laufbahn sehr gute und inspirierende Trainer gab, von denen ich mir vieles abschauen konnte. beg

Quelle: wnoz.de | 23.02.2022 05:00

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