Mit der Peter Maffay- Fakeband und Rebell Tell geht es ordentlich zur Sache
Fürth. Es herrschte wieder Festival-Stimmung in Fürth: Nach dem coronabedingten Ausfall im vergangenen Jahr, durfte das Steinbachwiesen-Open-Air 2021 über die Bühne gehen. Über drei Tage sorgten Bands inmitten von Bäumen und Grünanlagen für Stimmung beim Publikum. Zumindest am Freitag schien auch der Wettergott in diesem regengeplagten Jahr ein Einsehen zu haben und bescherte den Fürthern traumhafte Sommermomente unter einem wolkenfreien Himmel.
Während am Samstag die Fans von Hard Rock und Heavy Metal auf ihre Kosten kamen, ging es am Freitag etwas ruhiger zur Sache. Den Anfang machte die Peter Maffay- Fakeband. Mit einem Großaufgebot an Musikern, darunter zwei Sängern und einer Saxofonistin, generierten sie durch eine gelungene Song-Auswahl reichlich Nostalgie-Gefühle im Publikum. Von bekannten Schlagerballaden zu bis rockigeren Nummern war so ziemlich geboten, was der aus Siebenbürgen stammende Popstar mit dem charakteristischen Akzent musikalisch zu bieten hat. Songs wie „Tiefer“ sorgten für eine beschwingte und kuschelige Atmosphäre.
Die Gitarristen und die Saxofonistin hatten viel Raum, um ihr Können dem Zuschauer mit eindrucksvollen Soli unter Beweis zu stellen. Ein Seufzer ging durchs Publikum, als sie „Ich wollte nie erwachsen sein“ aus seinem Musical „Tabaluga“ anstimmten, da wurden die Smartphones geschwenkt.
Auf einmal aber herrschte Stille auf der Bühne und die Musiker zogen sich zurück. Stattdessen stand ein junger Mann auf die Bühne, der etwas schüchtern seine Angebetete auf die Bühne holte und um ihre Hand anhielt – unter dem tosenden Applaus des Publikums erhielt er ein „Ja“. Eine schöne Aktion der Gruppe, die dem zukünftigen Brautpaar Maffays Liebeshymne „Du“ widmete.
Beim Refrain bewies sich der Sänger Humor und ließ es sich nicht nehmen, ins Publikum zu steigen, auf die Knie zu gehen und sowohl Männer als auch Frauen anzuschmachten. „Steinbach, ich habe dich lieb! Wir werden wieder in den Odenwald kommen“, rief er in den dunkler werden den Abendhimmel. Noch größer war der Seufzer beim Publikum, als die Band Maffays Kultsong „Es war Sommer“ zum Abschluss zelebrierte.
Etwas weniger balladesk ging es beim Hauptact zur Sache. Aus dem hohen Norden waren Rebell Tell angereist und bewiesen, dass sich Schlager und Rockabilly nicht ausschließen müssen. Mit knallbunten Hawaiihemden stürmten sie Bühne und legten sofort los. Aber schon das Banner der Rebellen, auf dem tätowierter Rocker zu sehen war, der auf einem Einhorn über eine Märchenlandschaft flog, dürfte jedem Zuschauer klar gemacht haben, dass da eine schrille Show auf sie zukam. Da ging es so wild zur Sache, dass Bassist Daniel schon bei den ersten Takten eine Saite seines mit Aufklebern zugepflasterten und mit meinem Einhornstofftier verzierten Kontrabasses zerriss. Die Jungs ließen sich davon aber überhaupt nicht beeindrucken, sondern machten mit dem Publikum ordentlich Dampf. „Wir machen Erlebnismusik und ihr müsst mitsingen“, machte Frontmann Frank klar. Das Publikum gehorchte amüsiert. Mit einer großen Portion Ironie und einem treibenden Rockabillysound verpassten sie Schlagerhymnen wie „Verdammt ich lieb dich“ von Matthias Reim oder „Rote Lippen soll man küssen“ von Cliff Richard ein ganz neues, schmissiges Soundgewand. Ihre Version von Andrea Bergs Hit „Du hast mich tausendmal belogen“ hat der Originalinterpretin so gut gefallen, dass sie die Jungs von Rebell Tell mit ihrem als „Schlagerbilly“ bezeichneten Sound sogar als Vorband engagierte. Natürlich durfte das Lied nicht in Fürth nicht fehlen.
Auch Drafi Deutschers Hit „Marmor, Stein und Eisen bricht“ kam zu Ehren. Mit „Die Witwen von Marbella“, einem Lied über reiche betagte Damen und ihrer Jagd nach Toyboys, bewies die Gruppe, dass sie auch selbst zum Songschreiben schreiben in der Lage sind.
Glücklich zeigten sich Veranstalter Kurt Schmitt und sein Team, wieder das Festival organisieren zu können. „Wir haben dafür viel Aufwand betrieben und deutlich mehr Personal als in den vergangenen Jahren eingesetzt.“ Eine Teststation war vor dem Festivalgelände aufgebaut worden. Reingelassen wurde nach der 3G-Regel. Er hob die Bedeutung des Festivals für Ort hervor. „Alle profitieren davon, die Musiker, die Techniker, aber auch die Gastronomie. Wir haben heute sogar Besucher aus Hannover hier.“ pas
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Quelle: wnoz.de | 23.08.2021